Beate Reinecker

Philosophische Texte

Sechs ausgewählte Kapitel aus dem Buch:

Leuchte durch deine Leben - Band 2

ISBN: 978-3743134072

Die Kopfarbeit 

Als du jung warst, suchtest du die optische, gedankliche, globale Weite. Deine Jugend gab dir die Kraft, den Mut, die Lebensenergie, die grenzüberschreitende Perspektive einzunehmen. Nichts war dir zu mühsam, zu wild, zu fremd. Du liebtest es, in andere Kulturen einzutauchen und in den Gesprächen mit neuen Menschen abzutauchen. Es gab keine Angst vor anderen Ansichten und neuen Perspektiven auf das Leben, das Leben an sich. Somit konntest du viel erfahren, durchdenken und erleben. Du hast dich ins Leben geworfen. Du nahmst immer andere Perspektiven auf das Leben ein, denn die Empathie ermöglichte dir die Chance, die Welt durch die Augen anderer zu sehen. Du liebtest die Menschen, die Natur und Kulturen, denn dir war sehr früh bewusst, dass man diesen menschlichen Errungenschaften mit Respekt begegnen sollte. Die Gebäude, Gemälde und Plätze als Zeichen längst vergangener Zeiten sprachen zu dir. Der Meerblick gab dir das Gefühl der Freiheit. Du liebtest es, dich unbeschwert, unbeobachtet und sehr frei zu fühlen. Die Stunden vergingen und der Platz am Meer war dein Platz, der beste Platz.  

Nun bist du älter geworden. Die Stunden am Meer verkürzten sich. Dein Gehirn hat sich weiterentwickelt. Du hast dir in deinem Kopf eine Freiheit und Unabhängigkeit erarbeitet. Es war die Freiheit des Denkens, die auf der Erfahrung, der Begegnung, dem immerwährenden Forschen aufbaut. Du warst dankbar dafür, dass du dich ins Leben geworfen hast und immer noch neugierig geblieben warst. Du wusstest, dass dies nicht selbstverständlich war, denn das Leben hat dir viel abverlangt. Du bist neugierig und sehr lebendig geblieben. Dein Lebenswille war ungebrochen. Deine Lebensfreude trieb dich an. Niemand konnte sie dir jemals wegnehmen, selbst wenn man dich in den Kerker werfen würde. Das Reden und das Drohen der Anderen werden dich nicht verunsichern, nicht einschüchtern, nicht verwirren. Du vertratest Standpunkte, deine Ethik war kostbar, ausgereift. Du hast weder umsonst gelebt, noch umsonst gelitten. Deine vielen Lebensjahre mit den vielen, kostbaren Erfahrungen, schweren Stunden öffneten dir die Augen für das Große und Ganze. Du konntest die Zusammenhänge erkennen. Auch der Schmerz öffnete dir die Augen. Dein Kopf weitete sich, du schautest die Globalität, das Werden, das Vergehen. Das alles bewegte deinen Kopf, dein Selbst.  

Du bist ein Teil des Großen und Ganzen, du identifizierst dich mit der Welt. Nicht selten leidest du mit den Vergehen, mit den Verbrechen gegen die Natur, gegen die Welt, gegen unser aller Zuhause. Deine Freiheit, deine Unabhängigkeit hilft dir die komplexen Zusammenhänge zu durchschauen. Du lässt dich nicht einlullen. Deine Lebenserfahrung ist hart erarbeitet, denn du hast die Menschen, die Welt kennengelernt, nicht als ein oberflächlicher Tourist, der nur den Genuss gesucht hat. Du hast die Menschen gesucht, an dich herangelassen. Beim Gespräch hast du in ihre Augen gesehen, du wolltest verstehen, zuhören. Das Ausblenden, Schöntrinken, Ausnutzen war nicht deine Sache. Deshalb hast du so viel lernen dürfen. Es wäre für dich unerträglich gewesen, wenn du aus irgendeiner Kabine heraus die Welt an dir hättest vorbeirauschen lassen.

Die Überheblichkeit, die Rechthaberei und die Indoktrinationen verhindern den ehrlichen Austausch auf Augenhöhe. Dir war schnell deutlich geworden, dass sich die Menschen nicht öffnen, wenn der Hochmut das Miteinander zerstört. Die Menschen öffnen sich nicht, wenn der Genuss und die Oberflächlichkeit dominieren. Das Leben verschließt sich, wenn der Mensch nur das scheinbar Schöne und Angenehme sehen will. Die Gitter der Genusssucht vor den Augen des Betrachters verschließen den Zugang zur Welt. Das Leben wird zum Krampf, wenn nur das Angenehme krampfhaft gesucht wird. Die Genusssucht verschließt den Weg zum Du, zur Welt, zur Globalität. Es kann kein authentisches Gespräch geben, wenn einer der Beteiligten nur ausfragt und Fallen installiert. Es kann kein ernstgemeintes Gespräch zustande kommen, wenn die Gesprächspartner nur ihre vordergründigen Vorteile suchen. Der Mensch kann die Welt nicht verstehen, wenn er nur um sich kreist.  

Die Oberflächlichkeit und der billige Genuss waren nie dein Ziel. Deine Wahrhaftigkeit, deine Ehrlichkeit ist das Tor zum Menschen, das Tor zum freien Blick und zum ehrlichen Austausch in der Welt. Du schipperst nicht am Leben vorbei, denn du hast gelernt, es anzunehmen. Das ist deine Stärke. Du wolltest das Sehen und das Begreifen auch immer aushalten können. Der Horizont einer weiten Freiheit lässt nun das Leben in dich strömen. Der Lebensfluss liebt dich, denn du hältst ihn nicht auf. Ein Betonbett kam für dich niemals in Frage, und deshalb fließt alles um dich, und du schaust gelassen zu.

Dein Bemühen um das Menschsein, um den offenen, globalen Blick garantiert dir deine Unabhängigkeit im Denken. Die Menschen fühlen sich von dir angenommen, denn du willst sie niemals verbiegen. Oberflächliche Bewertungsmuster sind der Feind der Wahrheit, der Feind der Ehrlichkeit. Das neidische Sich-Vergleichen, das Konkurrenzdenken schafft weder Klarheit noch Ehrlichkeit. Die Hierarchie ist der Feind eines herrschaftsfreien Diskurses und genau den strebtest du an. Du wolltest den Menschen zuhören, ihnen in die Augen sehen und immer wieder in die Augen sehen können. Es versteht sich von selbst, dass du die anderen nicht als Mittel zum Zweck missbrauchen wolltest. Die Würde des Menschen ist unantastbar, egal woher dieser Mensch kommt und wohin er geht. Wenn du heute reist, brauchst du nicht mehr stundenlang aufs Meer zu schauen.  

Die Freiheit in dir selbst bietet dir die Freiheit, dich um anderes zu kümmern. Deine Neugier ist geblieben und deine Lernwilligkeit ebenso. Die innere Freiheit und Unabhängigkeit lassen eine fundierte Gelassenheit zu. Das Meer ist immer noch wunderschön und vermittelt eine Frische und Unzähmbarkeit. Das Meer ist der Ursprung und stets in der Veränderung. Wir verändern uns ebenso. Der Blick auf das Meer gibt dir neue Impulse und weckt weiterhin neue Freiheitsgefühle. In dir wuchs eine Unabhängigkeit, die dir die Sicherheit gibt, überall frei zu denken und »du selbst« zu sein. Du kannst frei atmen und frei denken, weil du ein Freigeist geworden bist. Kein Glas konnte deinen Freigeist einsperren, niemand konnte dich einschüchtern und eingrenzen. Das war und ist harte Arbeit gegen alle Widerstände.  

»Suche die innere Freiheit und Unabhängigkeit, denn sie garantiert deine Mündigkeit! Lasse dir niemals dein Selbst rauben! Du bist frei, wenn du dich traust, frei zu denken und gegen alle Widerstände zu handeln.«


Der Friedensreiter

Niemand kann dich auf den ersten Blick erkennen. Du siehst unscheinbar aus. Deine Augen zeugen von einer großen Entschlossenheit und deine Taten folgen deinen Worten. Du drehst niemals deine Fähnchen nach dem Winde. Die Menschen können sich auf dich verlassen. Wie ein Seismograf nimmst du die Erschütterungen und Auffälligkeiten wahr. Deine Antennen sind feinfühlig, dein Verstand klar und du bist nicht käuflich. Deine Unbestechlichkeit ist etwas sehr Besonderes in Zeiten, in denen Menschen andere schon für etwas Geld verraten, fallenlassen. Das Geld bestimmt das Denken der meisten. Die Menschen werden häufig nach ihrem Kontostand beurteilt. Der Wohlhabende bekommt nicht selten zu Unrecht Recht. Du bist in diesem Dschungel eine unglaubliche Ausnahme und jeder, der dein Freund ist, kann sich glücklich schätzen. Jeder, der mit dir Inhalte teilen darf, weiß, dass es dir um Inhalte geht. Du willst nicht manipulieren und die anderen zu deinem Vorteil überreden. Das ist in diesen Zeiten selten geworden. Die Gier schleicht um die Häuser. Die Gier tötet. Die Gier lässt Millionen von Menschen verzweifeln. Du weißt um diese Umstände und deshalb wirst du nicht müde, die Missstände anzuprangern. Viele meiden dich. Sie wollen von dir nicht durchschaut werden, denn sie wissen um deine klaren Augen, deinen glasklaren Verstand. Du sprichst aus, was viele denken. Du sagst das, was viele nicht hören wollen. Es fehlt so vielen der Mut, Klartext zu sprechen, denn sie haben Angst um ihre Privilegien. Die Angst geht um in einer Zeit, in der die Armut immer öfter anklopft. Du witterst die sorgfältig verpackten Lügen und du erkennst die Widersprüche, weil du unabhängig denkst. In der Gegenwart derjenigen, die gefallen wollen, fühlst du dich unwohl, ja regelrecht bedroht, denn du musst jeden Satz durchdenken, durchleuchten, denn die Lüge ist nicht weit entfernt. Derjenige, der um jeden Preis gefallen will, ist verführbar, der, der den Vorteil sucht, ist käuflich und er kann dich verraten. Jeder Wahrheitsferne, der dem Vorteil frönt, ist nicht der Ethik verpflichtet und Gerechtigkeit ist ihm gleichgültig. Der immer gefallen will, fällt allzu leicht in die Grube der Fremdbestimmung. Er oder sie sucht den Vorteil und verpasst die Chancen freien Denkens. Es stellt sich für viele als zu mühsam dar, Klartext zu sprechen, und die Falle der Fremdbestimmung schnappt zu. Du weißt um die Verführbarkeit und Käuflichkeit. Du kennst das falsche Lachen und die unechten Komplimente der Schleimer, der Heuchler. Du weißt um die Verbiegungen der Menschen und kennst die Biographien der Verbogenen und der Gebrochenen. Der Dschungel der Lügen kann dich nicht aufhalten, denn du bist der Friedensreiter. Deine Aura verscheucht die Geschmierten. Dein klares Auge durchleuchtet die Vorteilsnehmer. Du bist über alle Maßen wichtig geworden in einer Welt der Korruption. Die Lügner wollen nicht erkannt und benannt werden. Sie laufen weg und verstecken sich hinter ihren Phrasen, ihren auswendig gelernten Sprüchen, Ausreden. Sie meiden die Helligkeit deiner Anwesenheit. Sie meiden die Klarheit und den Kontakt mit dir. Deine Courage ebnet den Weg des Friedens. Der Lügner wird in deiner Gegenwart zittern. Der Kriegstreiber wird sich um neue Scheinargumente bemühen müssen. Du bist der Friedensreiter, denn du durchschaust sie alle. Die Strategien werden sich ändern, die Vorteilssuche bleibt gleich. Der Verrat und die Verbrechen an der Menschlichkeit haben immer neue Fratzen. Die Söldner meiden dich. Du ortest die Fäulnis der Lüge. Du reißt die Masken ab. In deiner Gegenwart wird Frieden gestiftet, denn du benennst die Verbrechen. Die Widersprüche, Schieflagen und falschen Weichen verändern sich täglich. Es ist harte Arbeit, hinter die Kulissen zu sehen, doch du lässt nicht nach. Du bist der Friedensreiter, du suchst die Aufklärung. Du leuchtest die Ecken aus. Du spendest das notwendige Licht.


Die Mission

Ethik ist zeitlos. Die Mäntel der Vorteilssuchenden verändern stündlich ihre Farben. Die Geschäftstüchtigen nennen sich erfolgreich, wenn das Geld in Strömen fließt, wenn der Umsatz stimmt. Alle sprechen von Wachstum. Es soll die Lösung sein für alle Symptome einer schwächelnden Wirtschaft. Es hört sich einfach an, doch jeder, der nachdenkt weiß um die falschen Versprechen in schwierigen Zeiten. Es gibt keine einfachen, schnellen Lösungen. Vernunft, Verantwortung, Mündigkeit können nicht gelebt und umgesetzt werden, wenn schnelle Lösungen und scheinbare Patentrezepte immer und immer wieder bemüht werden. Der Weg der Verantwortung kann niemals der Weg der übereilten Scheinlösungen sein. Der Weg der Ethik ist niemals der Weg der schnellen und faulen Kompromisse.  

»Lasst uns unsere Demokratien beschützen und immer wieder neu beleben!« Sie fußen auf der harten, mutigen Arbeit von Couragierten. Es gibt keine Humanität und Gerechtigkeit ohne Mut. Es kann keine Demokratien geben ohne den scharfen Blick des Unerschrockenen, des Unkäuflichen. Wir brauchen die Mutigen, die sich nicht scheuen, unermüdlich für unsere Demokratie einzutreten. Unsere Mission ist die des Friedens, der Gerechtigkeit und der Freiheit. »Lasst uns nicht von dem Streben nach dem bloßen Materiellen absorbieren! Wir haben mehr verdient als den bloßen Konsum und das sinnlose Streben nach dem Immer-Mehr. Unsere Mission sollte die Nachhaltigkeit, die Gerechtigkeit und die Freiheit sein! Wir können nicht frei denken und frei handeln, wenn wir fremdgesteuerte Konsumenten sind, wenn wir am Tropf der Spaßindustrien hängen. Wir werden Süchtige, Abhängige und inhaltsleere Durchlauferhitzer, wenn wir die Weitsicht einer Ethik in unserem Leben außeracht lassen.«


Der Gerechte

Der Gerechte sucht den Ausgleich, den sozialen Frieden und weiß um die Bedrohung einer Gesellschaft durch die Ungerechtigkeit. Die Schieflagen sind ihm bewusst und er mahnt an, die Ausbeutung zu stoppen. Der Gerechte ist den Tugenden verpflichtet und weiß, dass das menschliche, das gesellschaftliche und globale Zusammenleben nur funktionieren kann, wenn die Gerechtigkeit umgesetzt wird. Soziale Verwerfungen, wie Ausbeutung, Gewalt, Verseuchung, Vertreibung, Mord, Folter und die Vernichtung unseres Klimas kann von keinem Gerechten hingenommen werden. Jeder global denkende Gerechte wird multikulturell aktiv werden. Unsere Welt ist zusammengewachsen und dieser Tatsache müssen nun weltweit geltende politische Konzepte folgen, die gerecht und in der ganzen Welt menschenfreundlich, naturerhaltend und nachhaltig sind. Der Gerechte hat viel zu tun. »Lasst uns dem Gerechten vertrauen!«


Der Lebenskünstler

Es ist schwer, ein Künstler zu sein, wenn man kein Lebenskünstler sein darf. Es ist schwer, kreativ zu arbeiten, wenn man schwere Ketten der Unfreiheit um den Hals trägt. Die Ansprüche der anderen können dich blockieren. Sie können aus dir einen überforderten, leeren, kreisenden Wendehals werden lassen, der es allen recht machen will. Sie können aus dir eine Hülle werden lassen, die nie aufblühen durfte und stark werden konnte. Jede Art der Kunst entsteht aus dem Zentrum des Ichs. Ohne dich selbst, ohne deine Freude, deinen Schmerz kannst du nichts erschaffen. Überlappen die Ansprüche der anderen dein Ich, dein Selbst, dein Zentrum, so kannst du verschüttet bleiben. Deine Visionen bleiben ungesehen, und dir wird es vielleicht niemals klar und deutlich, warum du so viel verdrängt hast. Die guten Ratschläge der anderen können als Gewalt das kostbare Innere verformen und zerstören. Deine Visionen können dann nicht reifen. Die Verdrängung blockiert dein Bewusstsein und den Fluss: Deinen Lebensfluss, deinen kreativen Fluss. Jeder Lebenskünstler, jeder kreative Lebensgestalter braucht die Unabhängigkeit, die Wildheit. Die Stärke, die innere Flamme leuchtet im Zentrum des Ichs. »Das Zentrum muss geschützt werden, es bedarf der Pflege, um es flexibel und lebendig zu halten!« Der Zugang zu den inneren Kräften muss durchlässig bleiben. Der Zugang zu den eigenen Emotionen, Eingebungen und zum Bauchgefühl muss offen sein und transparent bleiben. Jeder Künstler schöpft aus dem Fundus des Ichs. Die pulsierenden Kräfte des Selbst sind der Motor zum Leben, zur kreativen Lebensgestaltung. Der Mensch, der sich diese Durchlässigkeit bewahrt, ist ein Lebenskünstler. Jeder Künstler ist somit auch ein Lebenskünstler, der es versteht seinen Flow lebendig zu halten. Drohende Blockaden müssen erkannt und gebannt werden. Verbiegungen können alles gefährden, und die Angst ist in diesen Lebensfragen wie immer ein schlechter Berater. Ein Blockierter wird die Verbindung zum Ich verlieren. Der Eingeschüchterte wird die Schere im Kopf bedienen.  

Der Lebenskünstler lässt sich nicht von den Kettenmenschen bewerten. Der freie Künstler lässt sich nicht von den Geschmierten beeinflussen. Der Freigeist wird seine Unabhängigkeit pflegen. Der Mündige wird an seiner Urteilskraft weiterhin arbeiten. Er weiß, dass das immer wieder Schmerz, schonungslose Selbstverteidigung und den Kampf um den notwendigen Freiraum bedeutet. Das Zentrum des Ichs muss im freien Fluss bleiben. Alle Blockaden könnten den Flow kosten. Angst ist ein schlechter Berater, inhaltliche Kompromisse, falsche Anpassungen und Verbiegungen können das eigene selbstbestimmte Leben und die künstlerische Arbeit in Frage stellen. Die Fremdbestimmung droht. Es geht bei einem selbstbestimmten Leben um die Freiheit, Freiheit im Geiste, im realen, alltäglichen Leben und im künstlerischen Leben. Der Blockierte hat die Verbindung zum inneren Kern verloren. Der Eingeschüchterte bedient die Schere im Kopf. Gut gemeinte Ratschläge wirken nicht selten wie Gewalt auf die Entwicklung des Selbst. Die wahre, authentische Kunst entsteht im freien Fluss. Sie entsteht aus der Freiheit und Unabhängigkeit. Der wahre Künstler lässt sich nicht einschränken, bevormunden und sein Selbst wegnehmen. Er lässt sich nicht kontrollieren und abwerten. Die wahre Kunst ist frei, völlig unabhängig und bereitet den Dominanten, den Destruktiven Kopfschmerzen. Die freie Kunst bereitet den Unfreien, den Diktatoren, den Menschenverachtenden Angst. Sie fühlen sich durchschaut und bedrängt. Alles hängt mit allem zusammen.  

Die Kettenmenschen haben Angst vor der freien Kunst. Jeder Unfreie scheut die ehrliche, freie, inhaltlich orientierte Kunst. Sie haben Angst vor der Leuchtkraft des freien Geistes. Jeder Mensch, der seine Freiheit und Mündigkeit aufgegeben hat, sieht in der freien Kunst eine Gefahr. Er oder sie meidet die authentische Kunst, da sie mitten ins Herz und mitten in das Denken trifft. Sie macht betroffen, sie rüttelt auf, sie weicht Lebenspanzer auf. Sie stellt unfreie, fremdbestimmte Wege in Frage. Die freie Kunst strahlt Freiheit aus und der freie Künstler schaut mitten ins Herz. Die Unfreien vermeiden das klare Auge des Kreativen und sehen betreten weg. Sie haben Angst, erkannt zu werden. Der Kettenmensch wird ausweichen. Seine Augen werden die Helligkeit meiden. Mit schmerzenden Augen und tonnenschweren Ketten wird er oder sie im Verließ der Fremdbestimmung sitzen. Jeder Freigeist wird zur Bedrohung. Der Kettenmensch weicht der Spiegelung aus. Jeder Lebenskünstler, jeder Freigeist ist die personifizierte Bedrohung. Die Freiheit, alles sagen zu dürfen, ist unendlich kostbar. Die eigenen Gefühle ernst zunehmen, bedeutet eine Lebensaufgabe. Die inneren Gedankenwelten haben ihre Berechtigung. Die freie Kunst wirkt wie Giftpfeile auf den Kettenmenschen. »Die freie Kunst darf alles!« Die freie Kunst traut sich vieles! Sie lässt sich nichts befehlen. Sie lässt sich nicht einsperren. Sie strahlt. Sie leuchtet genauso hell wie der Lebenskünstler. Die lebendige Kunst strahlt aus sich heraus. Sie ist ein zeitloses Zeugnis größter Intimität. Sie zeigt den Schmerz, die Freude, die Höhen und Tiefen. Sie überdauert den Tod.

»Bewahre den Lebenskünstler in dir! Lass dich dir nicht wegnehmen!«


Du machst dein Ding

Du machst dein Ding und ziehst dabei neidische Blicke auf dich. Du bist keinesfalls egoistisch, nur talentiert und engagiert. Irgendwann hast du den Dreh bekommen und bist noch einmal so richtig durchgestartet. Du hast es geschafft, deine Ketten zu sprengen. Nun ziehst du neidische Blicke auf dich, denn man kann dir deine Erfüllung ansehen. Einige Mitmenschen wollen von dir lernen, andere schotten sich ab. Die Verdrängenden können deine Gegenwart nicht ertragen. Sie wollen sich nicht mit dir vergleichen, da sie schlecht abschneiden könnten. Sie wollen oder können sich nicht eingestehen, dass sie selbst in Ketten liegen. Vieles ist ihnen nicht bewusst, denn sie haben das Licht der Wahrheit gescheut. Ihre Hilflosigkeit wird an ihrem Weggucken deutlich. Sie ertragen keine Freigeister. Die Entfaltung des Selbst hat nichts mit Egoismus zu tun, und der Mensch kann in die unterschiedlichsten Fallen der Fremdbestimmung tappen. »Wir alle sollten wachsam bleiben! Wir alle sollten auf unser Herz hören! Lasst uns in uns nachspüren und deutlich erfühlen, was uns tief im Inneren ausmacht!« Solange der Mensch gewillt ist zu lernen, solange wird er wachsen und den Zugang zur Welt behalten. Auch ein alter Mensch kann lernen. »Knüpfe an deine Erfahrungen an und erkenne den reichen Schatz deiner Lebenserfahrungen! Das Leben hatte viele Lektionen für dich bereitgestellt. Du durftest lernen und so viel erleben. Schöpfe aus dem Fundus deines Lebens!« Wer seinen Lebensweg annimmt und die Spuren seines Daseins wertschätzt, wird niemals verbittern. Denke daran: »Es ist kein Egoismus, sich gegen die Ansprüche einer Fremdbestimmung zur Wehr zu setzen. Es garantiert dein Überleben, wenn du dich dagegen wehrst, nicht ausgenutzt und missbraucht zu werden. Der Missbrauch beginnt, wenn dein Selbst nicht respektiert wird und du nicht zur Entfaltung kommen darfst. Höre auf deine innere Stimme und nicht auf diejenigen, die dich manipulieren wollen!«